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José Mourinho bei PSG? Es scheint, dass es zu einer Katastrophe kommt


Paris Saint-Germain denkt über die Verpflichtung von Roma-Trainer José Mourinho als Nachfolger von Christophe Galtier nach. Das hätte bei PSG große Auswirkungen.

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Mal angenommen: Es ist Dezember 2023. Paris Saint-Germain steht mit zehn Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze der Ligue 1. Das Team hat seine Champions-League-Gruppe als Erster abgeschlossen, Manchester United zweimal bezwungen und ist in Europa noch ungeschlagen. Elf Einzelspieler sind inzwischen zu einer gut geölten Team-Maschine geworden, in der Neymar und Kylian Mbappé 90 Minuten lang durchspielen. Kein Spieler macht unerlaubte Kurztrips oder isst spät abends noch Fast Food. Und Trainer José Mourinho lässt die Pariser traumhaften Konterfußball spielen.

So könnte die PSG-Welt aussehen, wenn in den nächsten sechs Monaten alles nach Plan läuft. Die Pariser werden schon seit einigen Wochen mit der Verpflichtung des portugiesischen Star-Trainers in Verbindung gebracht, da es immer wahrscheinlicher wird, dass der derzeitige Coach Christophe Galtier am Ende der Saison gehen muss.

PSG hofft darauf, dass sich Mourinho mit seiner unnachgiebigen Art und seinen bitterbösen Äußerungen in Richtung der Medienvertreter den Respekt der Fans verdient. Die Klub-Bosse setzen sicher darauf, dass der Status von "The Special One" reicht, um die in Paris im Überfluss vorhandenen Egos zu kontrollieren. Der Narzisst auf der Trainerbank soll der sein, der die Fäden in einem Team, das im Chaos zu versinken droht, zusammenhält.

Nur wird das wahrscheinlich nicht funktionieren. Mourinho könnte in Paris vielleicht eine kurzfristige Lösung sein, sein bekanntermaßen strenger Führungsstil brächte wohl vorübergehend Ruhe in einen chaotischen Verein. Aber auf lange Sicht wird es zweifellos schief gehen, da Mourinho genau das Gegenteil der Veränderung ist, die PSG eigentlich braucht.

Wenn es aber wirklich dazu kommt, dass Mourinho bei PSG auftaucht, wird es ein Spektakel, das man auf keinen Fall verpassen darf.

José Mourinho

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José Mourinho zu PSG: Die Logik dahinter

VIDEO: Wird Mourinho der nächste PSG-Trainer? #shorts
Goal Deutschland

In gewisser Weise ergibt die Verpflichtung von Mourinho durchaus Sinn. PSG hatte noch nie einen Trainer, der all die vielen Probleme des Klubs in den Griff bekommen hat. Stattdessen hat man sich bei jeder Neuverpflichtung auf dem Trainerposten überkorrigiert.

Thomas Tuchel war ein meisterhafter Taktiker, aber er kontrollierte die Spieler zu sehr und kam mit den unberechenbaren Superstars von PSG nicht zurecht. Der Vorstand reagierte daraufhin mit der guten Stimmung und dem modernen Stil von Mauricio Pochettino - aber dieser war einfach zu freigeistig und idealistisch für einen Verein, der mehr Strenge brauchte.

Die nächste Lösung war Galtier. Er ist Franzose, kann grimmig schauen und kennt sich in der Ligue 1 aus. Sein kluges 3-4-3-System schien genau das Richtige zu sein, um das Optimum aus dem Star-Trio in der Offensive herauszuholen. Als er bei Lille war, schnappte er PSG 2021 den Titel weg. Der Klub holte also den Mann, der für einen bitteren PSG-Moment verantwortlich gewesen war.

Aber auch das klappte nicht. Die Taktik brachte nichts ein, Galtier hat inzwischen begonnen, an seinen Aufstellungen herum zu pfuschen. PSG wird zwar die Ligue 1 gewinnen, aber ein Erfolg auf europäischer Bühne ist weiterhin nicht in Sicht. Neben dem Spielfeld hat er Neymar und seit kurzem auch Lionel Messi mit vielen Eskapaden ungeschoren davonkommen lassen. Und was vielleicht am wichtigsten ist: Die treuen Fans haben sich von ihm abgewendet. Dass er aus dem falschen Teil Frankreichs, dem Süden, stammt, hat auch nicht geholfen.

Jetzt ist allem Anschein nach Mourinho der nächste PSG-Schritt. Das entspricht ganz dem alten Modell, auch wenn PSG immer behauptet, dass sich der Klub verändern will.

Mourinho kann die Fans aufrütteln. Er hat in der Vergangenheit mit einigen Superstars erfolgreich gearbeitet. Er wird die Pariser in einem Stil spielen lassen, der Wiedererkennungswert hat. Und er wird in der Kabine absoluten Respekt einfordern. Etwas, das die Spieler für ihren derzeitigen Trainer wenig zu haben scheinen. Außerdem ist er ein Experte für Pokalwettbewerbe und hat zweimal die Champions League gewonnen. So weit, so vernünftig die Wahl.

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José Mourinho zu PSG: Ein Trainer, der volle Kontrolle will

VIDEO: Jose Mourinho wygrał jako jedyny... #shorts
OFSAJD

So läuft es aber im Management nicht. In Wirklichkeit ist PSG der allerletzte Ort, an dem Mourinho auftauchen sollte. Es ist ein dysfunktionaler Verein. Wenn man dann noch den Portugiesen in dieses Pulverfass holt, ist klar, dass irgendwann alles explodiert.

Alles dreht sich um das, mit dem Mourinho als Trainer am liebsten ausgestattet wird: Macht. Er hat seine Karriere damit gemacht, als Diktator aufzutreten. Er verlangt Kontrolle über alles und jeden, sowohl intern in seiner Mannschaft als auch extern gegenüber den Medien. Mourinho ist ein totalitärer Chef und man muss ihm genau das vermitteln, damit er Erfolg haben kann.

Und es gibt Beweise dafür, dass dieses Konzept funktionieren kann. Es hat Chelsea (zweimal) zum Meistertitel verholfen, er hat mit Inter die Champions League gewonnen und Real Madrid in einer der besten Saisons der LaLiga-Geschichte gecoacht. Es gab bei Tottenham, wenn auch nur kurzzeitig, Erfolge und bei der Roma nun sogar einen Europapokal-Titel - und vielleicht sofort den nächsten in dieser Saison.

Doch als in der Vergangenheit die Kontrolle schließlich nicht mehr allumfassend war, ging es für Mourinho immer schief. 2007 gab es den Bruch mit Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch - und der setzte den Trainer vor die Tür. 2013 war das Real-Team fast komplett gegen Mourinho, der seine eigenen Spieler, die Schiedsrichter und die Medien ständig kritisierte. Er verließ den Verein am Ende der Saison, die er später als die schlechteste seiner Trainer-Karriere bezeichnete.

Dasselbe ist seither auch bei Manchester United und Tottenham passiert, wo sich der Trainer entweder vom Vorstand oder von den Spielern, die er trainierte, hintergangen fühlte.

Und das ist ein böses Zeichen für PSG. Galtier ist in einen offenen Machtkampf mit dem mächtigen PSG-Berater Luis Campos verwickelt, der den Trainer sowohl in der Presse als auch in der Kabine immer schlecht dastehen lässt. Der Vorstandsvorsitzende Nasser Al-Khelaifi ist darüber hinaus auch nicht gerade für seinen Laissez-faire-Ansatz bekannt.

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José Mourinho zu PSG: "Ich habe eine universelle Dimension"

VIDEO: All eyes on me Mourinho
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Es gibt einen offensichtlich sorgfältig ausgewählten Clip aus Tottenhams Amazon Prime-Serie "Alles oder nichts" aus dem Jahr 2019, in dem sich Mourinho mit Harry Kane trifft. Während des einminütigen Gesprächs redet Mourinho über seine sogenannte "universelle Dimension" und verspricht, dass sein immenser Einfluss Kane helfen kann, eine neue Superstar-Ebene zu erreichen. Kane, der von diesem Versprechen fasziniert ist, ist schwer dafür. Es war Mourinho, der sein Ego durchsetzte und einfach mal behauptete, dass er als Marke größer als die des englischen Kapitäns ist. Und wie sich später herausstellte, hatte Mourinho Recht.

Kane erlebte danach die wohl besten anderthalb Jahre seiner Karriere; er steigerte seine Tor- und Assiststatistiken nach einer eher unterdurchschnittlichen Saison 2018/19.

Mourinho tat genau dasselbe mit Cristiano Ronaldo. Der Real-Stürmer erzielte 2011 unter der Leitung des Portugiesen 60 Tore und gewann zwei Jahre später den Ballon d'Or. Auch Didier Drogba, Zlatan Ibrahimovic und Karim Benzema haben von seinen Methoden profitiert. Es gibt also Grund zu der Annahme, dass Mourinho mit den großen Namen im PSG-Kader umgehen könnte.

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José Mourinho zu PSG: Wenn alles schiefgeht

VIDEO: Mourinho Hates PSG!😡🤨#PSG #football #mourinho
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Aber eine Reihe von öffentlich ausgetragenen Auseinandersetzungen mit der Art von Spielern, die selbst eine Marke und Stars in den Sozialen Medien sind und die in der PSG-Kabine gleich mehrfach zu finden sind, sollte Anlass zur Vorsicht geben.

Das beste Beispiel ist vielleicht Paul Pogba. Der französische Nationalspieler geriet wiederholt mit seinem Trainer aneinander, wobei Mourinho den United-Rekordeinkauf mit einigen Vorfällen gegen sich aufbrachte. Mourinho kritisierte Pogba 2018 öffentlich für sein Arbeitstempo und unterstellte ihm, dass er sich nicht genug auf den Fußball konzentriere. Er warf ihm auch vor, zur Behandlung nach Miami geflogen zu sein, und unterstellte ihm, dass er sich in einem seiner Instagram-Posts über seine Teamkollegen lustig gemacht habe. Das Ganze gipfelte darin, dass Mourinho Pogba das Amt des Vizekapitäns entzog und sich in einem berühmt gewordenen Video mit ihm im Training stritt.

Seitdem hat Mourinho keinen Spieler mehr trainiert, der so berühmt wie Pogba ist. Kane und Heung-min Son sind große Namen, aber keine Stars in den Sozialen Medien. Mbappé und Neymar hingegen sind Inbegriffe einer modernen Fußball-Marke, gegen die Mourinho etwas hat.

In der Vergangenheit, bevor die Social-Media-Profile von Spielern wichtiger wurden als die der Klubs, konnte Mourinho die größten Stars, die er trainierte, mit seinem Ego in den Schatten stellen. Dieses Mal sieht es danach aus, als ob er diesen Kampf verliert - und das wird Mourinho nicht von vornherein zulassen.

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José Mourinho zu PSG: Das absolute Minimum

VIDEO: Pogba and Mourinho Argument With Subtitles
Manny Johal

Seit einiger Zeit gibt es die Meinung, dass PSG untrainierbar ist. Messi, Neymar und Mbappé wurden alle in irgendeiner Form als unfähig oder unwillig bezeichnet, so mitzuarbeiten, wie es nötig ist, um als Mannschaft Erfolg zu haben.

Und das ist durchaus eine berechtigte Kritik. In der Champions League war PSG defensiv sehr anfällig, weil man gegen einige der besten Mannschaften Europas eigentlich Acht gegen Elf spielte. Die schwache Mitarbeit der Offensivspieler ist in der Tat einer der vielen Gründe, warum der Klub noch nicht die Champions League gewonnen hat - und das, obwohl er über eine imposante Offensive verfügt.

Zahlreiche Trainer haben versucht, das zu ändern. Tuchel forderte, dass die großen Namen genauso viel laufen sollten wie der Rest der Mannschaft. Pochettino war unverbindlicher in dieser Frage. Galtier hat seine Meinung zu diesem Thema geändert: Erst schlug er vor, dass alle gemeinsam gegen den Ball arbeiten sollten, bevor er behauptete, dass seine Mannschaft die Arbeit leisten sollte, die Messi, Neymar und Mbappé einfach nicht leisten können - oder besser gesagt, nicht leisten wollen.

Mourinho ist jedoch kein Mann der Kompromisse. Das genaue System, das er bei PSG spielen lassen würde, ist unklar, aber wenn er sich an seine Prinzipien hält, werden die Pariser mit elf Mann verteidigen und auf Konter lauern. Theoretisch ist das ein faszinierendes Konzept, von dem vor allem Mbappé mit seiner Schnelligkeit profitieren würde. Aber das Ganze basiert eben auf der Mitarbeit in der Defensive.

Und für die gibt es keine Garantien, ganz egal, wie der Trainer heißt. Neymar ist berüchtigt für sein fehlendes Interesse an der Arbeit nach hinten. Und Mbappé, obwohl er inzwischen die Kapitänsbinde trägt, geht auch nicht als Chef voran, wenn es um die Arbeit ohne Ball geht.

Das ist für PSG ein Knackpunkt, eine Minimal-Anforderung. Aber es ist unwahrscheinlich, dass sich die PSG-Mannschaft darauf einlassen wird.

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José Mourinho zu PSG: Der unvermeidliche Zusammenbruch

VIDEO: Xabi Alonso discusses the tactics of Jose Mourinho & Pep Guardiola
Sky Sports Retro

Es könnte natürlich trotzdem gut gehen. Wahrscheinlich würde es das ein paar schöne Monate lang auch tun. Aber bei jedem Klub, den er betreut, tauchen irgendwann die gleichen Probleme bei Mourinho wieder auf. Und alle potenziellen Fallstricke gibt es schon bei PSG: Die großen Egos, die Machtkämpfe mit dem Klub, das Ablehnen der taktischen Marschroute durch die Spieler.

Der aktuelle Mourinho ist auch nicht gerade ein ausgeglichener und ruhiger Typ. Für sein schlechtes Benehmen an der Seitenlinie bei der Roma wurde er wiederholt des Feldes verwiesen und mit Geldstrafen belegt. Er hat offen angedeutet, dass die Schiedsrichter von Juventus bestochen werden. Kürzlich trug er ein Aufnahmegerät, um die angeblichen Beschimpfungen zu dokumentieren, mit denen er von den Schiedsrichtern und Assistenten bedacht wird.

Hinzu kommen die schon belasteten Beziehungen zu anderen Top-Trainern. Mourinho ist dafür bekannt, dass er Arsene Wenger als "Spezialist für Misserfolge" bezeichnete und Frank De Boer als "schlechtesten Premier-League-Trainer aller Zeiten". Diese beiden sind jedoch nicht die einzigen Coaches, die öffentlich mit dem Portugiesen aneinandergeraten sind. Pep Guardiola, Antonio Conte, Jürgen Klopp und Thomas Tuchel haben sich über die Medien und an der Seitenlinie mit "The Special One" gestritten.

Aber der Fußball ist geradezu besessen von Mourinho. Trotz all seiner Eigenheiten bleibt er ein Genie, ein Trainer, der zu Erstaunlichem fähig ist, auch wenn seine Taktik nicht mehr modern ist. Mourinho arbeitet mittlerweile mit Tonbändern, Gesten und Twitter-Clips. Aber er schafft es immer noch, dass sein Team gewinnt. Und das ist gleichzeitig fesselnd und paradox.

Und es gibt einen vorhersehbaren Ablauf. Ein paar Monate lang werden die positiven Mourinho-Eigenschaften dazu führen, dass bei PSG etwas Positives passiert. Aber dann wird alles explodieren. Und die Fußballwelt wird dieses Drama mit all seinen Episoden gebannt verfolgen.

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Author: Kevin Collins

Last Updated: 1704198242

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